Silvia und Reini grübeln, ob sie nun seit 13 oder doch eher schon seit 14 Jahren bei Horn sind. Die Aufzeichnungen zeigen eindeutig, es sind bereits 15 Jahre. Das ist entweder nur eine unbedeutende Abweichung oder vielmehr der Beweis, dass die Zeit ein kleines bisschen schneller vergeht, wenn man sie tanzend bei Horn verbringt.
Dass der Rock 'n' Roll die beiden erstmals zu Horn gebracht hat, ist nur ein Teil ihrer Geschichte. Ein weiterer Teil ist eine gemeinsame Freundin, die damals einfach nicht alleine zum Rock 'n' Roll Kurs gehen wollte, den sie ihrem Mann geschenkt hat. Dass Silvia und Reini seitdem zahlreiche andere Tänze gelernt haben und eineinhalb Jahrzehnte später noch immer hier sind – genau wie ihre Freunde –, macht deutlich, worauf diese Geschichte auch in Zukunft basieren wird: die gemeinsame Lust an der Bewegung.

„Nach ein paar Jahren haben wir festgestellt, dass man auf Bällen nicht Rock 'n' Roll tanzen kann”, erzählt Silvia. „Es gibt nicht genug Platz und die Kleidung passt auch nicht. Also haben wir uns gedacht, wir machen den gesamten Tanzkurs.” Auch Reini ist bei Horn sehr bald auf den Geschmack gekommen: „Wir haben schnell gemerkt, dass wir mehr wollten. Wir haben die Lust am Tanzen entdeckt, am Gemeinschaftlichen.”
Jahren ungebrochen ist, liegt laut ihnen vor allem auch daran, dass es immer etwas Neues zu üben und zu lernen gibt. „Man lernt neue Figuren, versucht dann, das Gelernte zu übernehmen und vergisst dabei die drei Figuren davor. Das motiviert, dass man dabeibleit”, lacht sie selbstironisch, während er ganz pragmatische Vorteile sieht: „Wenn man jenseits der 60 ist, ist Tanzen eine unglaublich gute Übung fürs Gehirn. Man muss sich Abläufe und Figuren merken, sich immer wieder auf Neues einlassen.” Als wichtiger Teil ihrer Beziehung ist das Tanzen so etwas wie ein Mikrokosmos voller Höhen und Tiefen, die es gemeinsam zu meistern und zu genießen gilt. Beide sehen darin die ideale Möglichkeit zur Beziehungsarbeit:
„Weil nirgends bist du dir näher als beim Tanzen.”

Regelmäßig mit Gleichgesinnten zusammenzukommen, bedeutet auch, sich gemeinsam zu entwickeln. Doch wie sehr sich die beiden verbessert haben, merken sie oft erst dann, wenn sie für all die Figuren, die sie können, bewundernde Blicke ernten von denen, die nicht in die Tanzschule gehen. Wie viele dieser Figuren tatsächlich so richtig gut sitzen, verrät uns Reini grinsend mit augenzwinkernder Bescheidenheit:
„Rund 10 %.” Tanzen soll in erster Linie glücklich machen.

Es geht nicht um technische Perfektion, sondern um entspannte Bewegung und sich selbst zuzulassen. Es herrscht kein Leistungsdruck, der am Kern der Sache vorbeigeht. Dass es für Silvia und Reini so gut passt, liegt auch daran, dass ihre beiden Kinder ebenso bei Horn tanzen und sie alle zusammen eine Freundschaft mit der Familie Horn pflegen.
„Es ist einfach etwas Besonderes, wenn man nicht nur mit den eigenen Freunden tanzt, sondern auch mit den Kindern und deren Freunden,” schwärmt Reini, der auch noch eine andere Besonderheit parat hat: Eine eigene Show namens “Die feine Mischung”, in der mit ausgewählten Gästen über alles rund ums Leben und die dazu passende Musik geredet wird. Es liegt nahe, dass er sich Marie und Fabian als Gäste wünscht. Gibt es schon eine Zusage? „Marie hat ja gesagt. Fabian konnte dann nicht aus.”

Für Reini hat Musik gleich nach seiner Familie den größten Stellenwert in seinem Leben. Da ist es nur konsequent, dass er sie nicht nur hört und selbst spielt, sondern sich auch dazu bewegt:
„Wenn Macarena oder YMCA läuft, dann tanzen wir sofort, das war schon immer so.”

Bei den Tanzstilen gibt es einen klaren Favoriten: „Cha Cha Cha mögen wir gerne, bei der Musik fühlen wir uns beide am wohlsten,” verrät Silvia, bevor Reini ergänzt: „Die Musikauswahl ist hier immer sehr spannend. Ich hab noch nie zu Miley Cyrus Cha Cha Cha getanzt, oder einen Englischen Walzer zu Norah Jones – das kenn ich nur von Horn.” Ebenso außergewöhnlich empfinden die beiden, wie souverän hier Traditionen bewahrt und gleichzeitig mit frischen Ideen neue Generationen begeistert werden.
„Alle sind da, von jung bis alt. Hier trifft man sich. Das war zwar früher auch schon so, aber Marie und Fabian haben das schon nochmal auf ein ganz anderes Level gehoben.”

Auf die Frage, ob sie sich ein Leben ohne Tanzen vorstellen können, haben sie eine klare Antwort: „Ein Leben ohne Tanzen wäre ein Leben ohne Horn. Und neben dem Tanzen würden wir die Menschen einfach vermissen.” Es war der Rock 'n' Roll, der Silvia und Reini zu Horn gebracht hat. Aber es sind die Menschen, wegen denen sie geblieben sind.
